wenn nun der wahrnimmt, der sieht, daß er sieht, und hört, daß er hört, und als Gehender wahrnimmt, daß er geht, und wenn es bei allem anderen ebenso eine Wahrnehmung davon gibt, daß wir tätig sind, so daß wir also wahrnehmen, daß wir wahrnehmen, und denken, daß wir denken: und daß wir wahrnehmen und denken, ist uns ein Zeichen, daß wir sind (…) – Platon
Ich denke, dass ich mich wahrnehme, wie ich mich selbstinszeniere.
Ich habe ein Bedürnfnis nach abschließender Selbstreflektion. Ich nehme wahr, dass ich meine selbst auferlegten Regeln für die perfekte Nutzung von Instagram nicht mehr einhalte, nicht mehr einhalten will.
Mein Experiment entstand aus meiner Bachelorarbeit heraus, die belegte, dass je mehr man sich auf Instagram einlässt, desto mehr entwickelt man Selbstinszenierungsstrategien. Nachdem ich meine Arbeit abgeschlossen hatte, musste ich wieder kreativ werden. Nach all der theoretischen Auseinandersetzung, wollte ich mich nun voll und ganz auf Instagram einlassen und startete dieses Experiment. Mein Ziel war und ist es, meine Erkenntnisse zu Selbstinszenierung auch dort zu verbreiten, wo sie stattfindet und sie nicht nur im Hochschularchiv liegen zu lassen.
Im Zuge meiner Arbeit hatte ich Strategien zur Nutzung von Instagram herausgefiltert, die ich, so gut es mir möglich war, anwenden wollte. Ich muss sagen, das ist mir besser gelungen, als ausführlich darüber in meinem Blog zu berichten. Ich vergesse immer wieder, wie faul ich manchmal bin und zwei Internetseiten zu pflegen, fiel mir echt schwer. Hier, auf WordPress Follower zu bekommen und aktuelle Follower zu erreichen, ist schwieriger als bei Instagram. Zumal ich hier nicht wahllos anderen Blogs folge, damit sie mir folgen oder wahllos andere Beiträge like, nur damit sie auf meinen Blog kommen. Denn sosehr ich auf Instagram versucht habe Strategien anzuwenden, das hier mache ich wirklich mehr für mich. Obwohl ich natürlich nicht leugnen kann, dass es mich freut, wenn ich mit meinen Beiträgen (viele) LeserInnen erreiche, die interessant finden, was ich schreibe.
So habe ich das Experiment auf Instagram wirklich gut durchgezogen, habe (fast immer) täglich zwei Bilder gepostet, mir genau überlegt, was ich -zu den richtigen Uhrzeiten- poste und viele Hashtags genutzt.. Aber weniger über meine Erkenntnisse oder Vergleiche zur Theorie meiner Bachelorarbeit geschrieben. Trotz aller Arbeit, die hinter inszenierten Bildern steckt, erfordert ein Blogbeitrag schließlich doch mehr Zeit und Arbeit, aber vor allem Konzentration. Diese bringe ich oft nicht auf.
Instagram ging mir da viel leichter von der Hand. Die App ist wirklich für jeden einfach bedienbar und der richtige Filter für ein Bild ist schnell gefunden. Auch sich auf ein Thema zu konzentrieren, ging ganz gut. Ich habe die Themen #munichgirl und # bunnylover verfolgt, außer während meines Madrid-Aufenthalts, da habe ich das unschlagbar-Thema #travelling ausprobiert.
Die einfache Bedienbarkeit machte es mir leicht, mich auf das Experiment voll und ganz einzulassen und, ich gebe es zu, die Grenzen zwischen Experiment und das Reinrutschen in Selbstdarstellung, verschwimmen zu lassen. Nach dem Kommentar von Marco habe ich versucht mich wieder mehr zu reflektieren, was ich mit diesem Beitrag zusammenfassen möchte.
Ich habe festgestellt, dass ich immer weniger experimentwürdige Bilder gepostet habe, sondern oft normale Bilder. Ich muss aber auch sagen, ich hatte wieder Kontakt zu Leuten, von denen ich einige Jahre nichts gehört hatte und das freute mich – etwas Gutes muss ich Instagram hier abgewinnen. Das verstärkte sicher auch den Effekt des „Lebenpräsentierens“, in das ich so manches Mal reinrutschte. Manche Bilder postete ich dann sogar gern, musste ich realisieren… PERFEKTES EXPERIMENT würde ich sagen, ich spüre am eigenen Social-Media-Leib, wie sich Selbstinszenierung entwickelt. Erst stellte sich ein Workflow ein, ich bekam mehr Aufmerksamkeit und nach den ersten Selfies störte es mich schon weniger, mich so zu präsentieren. Mittlerweile weiß ich besser als am Anfang, was ankommt, welche Hashtags ich verwenden sollte und versuche, mich danach zu richten. Soviel zu der Entwicklung, aber dennoch weiß ich, dass das nicht ich bin! Ich habe mich zwischendurch zwar weniger reflektiert, aber mir war immer bewusst, dass alles eine Inszenierung ist. #foodlover am Smoothie nuckelnd – bin nicht ich. My life minimalistisch dekorierte Wohnungsbilder – bin nicht ich. #foodart geschmücktes Essen – no way! #picoftheday Selfie im Spiegel – würde ich (heutzutage) niemals posten.
Okay, dass ich mich selbstinszeniere, das weiß ich. Dennoch wurde die Wirkung des Experiments immer schwächer. Also, um es genau zu sagen, ich hatte keine Lust mehr auf Instagram und verlor dadurch den Fokus. Da ich aber die Strategien im Hinterkopf hatte, machte ich halbwegs weiter, sonst hätte ich wahrscheinlich kaum noch gepostet. Wenn ich keinen Bock mehr hatte, waren Bilder vom Essen am einfachsten. Seit einer Woche denke ich nun ‚The reflection ist needed und zwar soon!‘.
Deswegen habe ich mit dem spaßigen Teil des Experiments angefangen 😀 Und zwar, die Bilder gegenüber zu stellen! Mit Filter – Ohne Filter, Mit Schminke – Ohne Schminke … und Screenshots des Fotoalbums, an dem man erahnen kann, wie viele Bilder immer nötig sind um ein gutes Bild oder Selfie für Instagram zu bekommen. Außerdem überlege ich, wie ich den Spieß am besten umdrehe. Mit welchem Bild oder welcher Ankündigung ich klarstelle, dass mein Profil ein Experiment ist…
Schreibt mir gern noch Anregungen in die Kommentare, Ende dieser Woche wird aufgelöst!
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